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Gedenkstätte Buchenwald

Gedenkstätte Buchenwald
Ausgrenzung und Gewalt 1937 - 1945

Gedenkstätten sind bedeutende Orte des Erinnerns. Gleichzeitig sind sie wichtige Orte der Informationsvermittlung. Die Gestaltung der neuen Dauerausstellung in der Gedenkstätte Buchenwald setzt sich mit der Frage auseinander, wie Raum und Form, die inhaltlichen Aussagen stärken und unterstützen können, ohne lediglich zu ästhetisieren.

Das gestalterische Ziel von Holzer Kobler Architekturen war es, eine Veränderung der Wahrnehmung des historischen Kammergebäudes als Ausstellungsraum zu erreichen und damit ein physisches, zur Vermittlung parallellaufendes Bewusstsein zu schaffen. Der Ort Buchenwald soll in der Ausstellung spürbar gemacht und räumliche Momente geschaffen werden, an denen sich die BesucherInnen der Tragik der Geschichte an diesem Ort bewusst werden. Durch die Setzung von grossen raumbildenden Elementen werden neue Räume im bestehenden Raum geschaffen, es entsteht eine „Störung“ des historischen Kammergebäudes über alle Geschosse hinweg.

Bereits im Eingangsbereich erfahren die BesucherInnen diese Störung durch einen von oben durch die Decke schneidenden, geneigten Raumwinkel, der die starre, repetitive Geometrie des Bestandbaus stört. Der alle Geschosse durchdringende Einbau nimmt die Form des Gebäudes auf, verzerrt diese und widersetzt sich ihr. Zwischen Raumkörper und Gebäude entstehen wichtige Leer- und Reflexionsräume, die die Relevanz der Geschichte für das Heute deutlich machen.

Die Vermittlung in der Ausstellung erfolgt anhand von originalen Objekten, Dokumenten und Fotografien angeordnet in grossformatigen Clustern, die durch ihre Form und Anordnung im Raum neue Fluchten schaffen und die Zentralperspektive des langgezogenen Raumes stören. Grossobjekte werden bewusst freigestellt und nicht in Vitrinen präsentiert um eine Musealisierung dieser Objekte zu vermeiden. Die Häftlingsbiographien, in leichten, vertikalen Rahmenelementen im Raum angeordnet, schaffen die Möglichkeit einer kontemplativen Begegnung zwischen Besucher/Innen und der Geschichte einzelner Personen oder Gruppen von Inhaftierten.

Die Stringenz der thematisch aufgebauten Ausstellung wird durch drei räumlich eigenständige Realienkabinette unterbrochen. In diesen begehbaren, auratischen Räumen findet ein Wechsel der Perspektive statt: ausgewählte Themen wie Uniformierung, Mangelernährung und Selbstbehauptung werden anhand von Objektsammlungen erzählt und vertieft.

Mit der Befreiung des Lagers findet eine historische und gestalterische Zäsur statt, die durch eine „Befreiungswand“, einem raumhohen Vitrineneinbau mit nur einem kleinen, dezentralen Durchgang, symbolisiert wird. Dahinter wird der Raum durch fünf horizontal in den Raum verortete Einbauten neu gegliedert und der Bewegungsfluss der Besucher verändert. Durch die Absenz von realen Objekten und den Einsatz medialer Oberflächen, wird den Besucher/Innen die Rezeption der Geschichte von Buchenwald und deren Bedeutung bis heute und für die Zukunft vermittelt.

Jahr
2016
Land
Deutschland
Kategorie
Memorial
Project website
© Jan Bitter
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Floor plan level 01
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