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schrecklich schön

© Holzer Kobler Architekturen
Exhibition
schrecklich schön
Elefant – Mensch – Elfenbein

Elfenbein – kostbarer Stoff für Kult-, Kunst- und Alltagsgegenstände, Zeichen von Luxus, Status, Gier und Macht, Zeugnis von Kolonialismus, Ausbeutung und menschlicher Grausamkeit. Mythos, Pathos, Wirkungen und Realitäten im Kontext des "weissen Goldes" sind kulturübergreifend – die Brisanz der Thematik überdauert die Jahrtausende bis heute. Der Faszination, der Widersprüchlichkeit sowie der mit dem seltenen Material verbundenen Gewalt widmet sich "schrecklich schön. Elefant – Mensch – Elfenbein" aus einer gleichermassen, naturwissenschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Perspektive.

Die vielschichtigen und mehrdeutigen Betrachtungsweisen des Elfenbeins inszeniert die Gestaltung der Ausstellung in einem motivisch verzahnten Parcours, als figürliches Ensemble, dessen räumliche Gesamtkonstellation sich erst im kontemplativen Rückblick erschliesst. Die Objekte sind immer ambivalent und mit mehreren Anschauungsebenen verknüpft. Kein Objekt bleibt in seiner Schönheit und Kunstfertigkeit unkommentiert, stets schieben sich Bilder und deren Gegenbilder in den Blick der Betrachter*innen und provozieren eine differenzierte Auseinandersetzung. Jedes Objekt, sei es noch so schillernd, wirft einen Schatten. Hell und Dunkel bedingen einander, sowohl inhaltlich als auch räumlich-gestalterisch. Unterschiedliche Perspektiven und Blickachsen verknüpfen und überlagern die Exponate und deren mehrstimmiges Narrativ; sie eröffnen darüber hinaus neue, unerwartete Betrachtungsmomente und Deutungsoptionen.

Die Ausstellung gliedert sich in sechs thematische Schwerpunkte, in deren Mitte sich das zentrale "Forum der Vielstimmigkeit" befindet. Diese thematischen Cluster bilden jeweils zusammenhängende, archipelartig gestaltete räumliche Einheiten, die den Gesamtraum ausgestalten. Formal erzeugen die Cluster ein als Grossform lesbares Gesamtgefüge: eine Landschaft aus Wandelementen, Podesten und Vitrinen, deren oberen Abschluss ein raumgreifender, gekippter Horizont bildet. Gleichzeitig choreografieren die einzelnen räumlichen Einheiten den leicht aus der zentralen Achse gedrehten Blick durch den Ausstellungsraum. Die Besucher*innen fokussieren so einerseits auf die einzelnen thematischen Cluster, andererseits werden ihre Bewegungen und Blicke durch den gesamten Ausstellungsraum gelenkt und auf übergreifende inhaltliche Zusammenhänge und Brüche aufmerksam gemacht.

Zu Beginn des Ausstellungsrundgangs befinden sich die Besucher*innen in dieser gebauten Landschaft, werden ein Teil davon, am Ende des Rundgangs können sie den Blick (rückblickend) frei darüber schweifen lassen. Der sich ändernde Horizont ist Sinnbild für das individuelle Verstehen und der sich daraus entwickelnden Haltung auf der Mikroebene und den gesamtgesellschaftlichen Umgang mit den sich hierin manifestierenden Werten auf der Makroebene.

Durch ihre räumlichen Strategien soll die Ausstellungsgestaltung den Diskurs befördern und einen umfänglichen Zugang zum komplexen, ambivalenten und durchaus kritischen Ausstellungsthema ermöglichen. Die architektonischen Mittel können und sollen dies subtil verstärken ohne 'an sich' formal oder räumlich zu dominieren – sie sollen das Blickfeld erweitern und das ‚Sehen‘ schärfen.

Jahr
2021
Land
Deutschland
Kategorie
Culture, Science, History
Status
Completed
© Holzer Kobler Architekturen
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