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Einladung zur Erkundung: Das kaum Fassbare intuitiv erschliessen

Essay
Einladung zur Erkundung: Das kaum Fassbare intuitiv erschliessen
von Barbara Holzer und Nathanaël Gourdin

Das Humboldt Forum ist riesig. Die Orientierung im Gebäude folgt daher den Prinzipien des öffentlichen Raums. Das einheitlich gestaltete Corporate Design verbindet die verschiedenen Orte und Angebote miteinander, schafft klare Identitäten und eine hohe Wiedererkennbarkeit. So können sich Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund und in allen Altersklassen spielend leicht im Schloss zurechtfinden. 

Mit dem Humboldt Forum entsteht in Berlins historischer Mitte ein Forum des gesellschaftlichen und kulturellen Austauschs. Die weitläufigen Entreezonen des Berliner Schlosses bilden in diesem Kontext eine Erweiterung des öffentlichen Stadtraums. Ihre Dimensionen und die zu erwartenden Publikumsströme gleichen denen eines zentralen städtischen Platzes. Für die einzelnen Besucher ist das Humboldt Forum auf den ersten Blick in seiner Größe kaum fassbar. Die Orientierung im Gebäude entspricht daher den Prinzipien des öffentlichen Raums. Durch eine klare Kennzeichnung der verschiedenen Orte im Gebäude und durch gezielt gesetzte Wegweiser kann sich das Publikum nahezu intuitiv im Raum bewegen. 

Die Schlossarchitektur folgt einem seriellen und sich wiederholenden System. Deshalb gilt es, im Inneren wiedererkennbare, identitätsbildende Orte zu schaffen. Informationen werden zentral platziert und übersichtlich gestaltet und Wege zu Servicebereichen wie Garderoben- und Toilettenanlagen gut ausgeschildert. So können Besucher die vielfältigen und zahlreichen Angebote des Humboldt Forums jederzeit gut auffinden, Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund und in allen Altersklassen problemlos durch das Gebäude navigieren.

Die Orientierung und räumliche Identität definiert sich über die Wahl der Formen und Farben. Die weitläufigen Zirkulationszonen des Berliner Schlosses sind einheitlich in hellen, warmen Farbtönen gestaltet.

Einen Kontrast dazu bilden die großformatigen, raumbildenden Funktionsmöbel in sattem Schwarz. Sie schaffen Destinationen und Fokuspunkte im Raum. Das bauliche Corporate Design des Funktionsmobiliars steht in einer gleichberechtigten Beziehung zur Architektur; das Mobiliar nimmt die ausladenden Proportionen des Schlosses auf und bricht sie zugleich auf ein erfassbares, menschliches Maß herunter.

Das Mobiliar setzt ebenfalls auf eine starke Form- und Farbgebung. Die formale Reduktion der Möbel auf einfache Kuben und die Wahl von Schwarz- und Weiß-Tönen verleihen den funktionalen Raumelementen einen abstrakten, eleganten Charakter. Sie führen die Besucher als räumliche Eyecatcher durch die öffentlichen Bereiche des Humboldt Forums. Die Möblierungselemente sind als serielle Systeme konzipiert, die der Funktion und Raumsituation entsprechend variiert werden können. Das gleiche Tresenmodul kann in unterschiedlicher Typenausführung etwa als Infotresen, Kassentresen oder als Kaffeebar arrangiert werden. Das Leitsystem kennzeichnet die jeweilige Funktion des Möbels durch eine gestalterisch prägnante Beschriftung. 

Das Erscheinungsbild des Informations- und Leitsystems ist ästhetisch eigenständig. Das System positioniert sich als Schnittstelle zwischen dem Bau, dem baulichen Corporate Design (Mobiliar) und den Besuchern. Großformatige Schriftzüge und Informationsstelen sind frei im Raum positioniert. Die einzelnen Elemente sind analog zum baulichen Corporate Design in Schwarz- Weiß gehalten und bieten so eine optimale Wiedererkennbarkeit in der Architektur. 

Die Publikumsinformation gliedert sich in zwei Ebenen. Die primäre Informationsebene mit den freihängenden Schriftzügen im Raum spricht die Besucher optisch an, sobald sie das Humboldt Forum betreten. Wie leichte, schwebende Leuchtmarker führen die Schriftzüge die Gäste durch das Gebäude. Die sekundäre Informationsebene besteht aus einheitlich gestalteten Informationsstelen, die die Besucher während ihres Rundgangs mit sämtlichen Informationen versorgen: der Wegeführung, allgemeinen Informationen sowie Angaben zum aktuellen Angebot im Humboldt Forum. 

Neben dem praktischen Nutzen tragen Funktionsmobiliar sowie Informations- und Leitsystem auch maßgeblich zum räumlichen Erscheinungsbild bei. Während im Äußeren das alte Berliner Schloss aufersteht, unterstützen im Inneren Mobiliar und Orientierungshilfen die Fusion von Form und Funktion. Das zeitgemäße Design in den Innenräumen des Humboldt Forums schafft eine zukunftsweisende Plattform für vielfältige kulturelle und gesellschaftliche Begegnungen und Entwicklungen. 

 

Holzer Kobler Architekturen sowie Gourdin & Müller konzipieren gemeinsam das Leit- und Orientierungssystem sowie das bauliche Corporate Design für das Humboldt Forum. 

 Ursprünglich erschienen in der Zeitung Humboldt Forum No 2; die vollständige Ausgabe kann hier eingesehen werden.

Credits

© FRANCO STELLA HUF PG/Jan Pautzke 2014, © Holzer Kobler Architekturen / Gourdin & Müller, © Holzer Kobler Architekturen / Gourdin & Müller, © Holzer Kobler Architekturen/Gourdin & Müller